Jugendtreff 052
– Konzept
Treffpunkt Röthelheimpark
Abteilung Offene Jugendarbeit
Schenkstraße 111
91032 Erlangen
09131 – 30 22 59
Inhaltsverzeichnis
1.1 Träger
1.3 Mitarbeiter
1.4 Räumlichkeiten
1.5 Angebotsstruktur
1.6 Finanzierung
2.1 Menschenbild
2.2 Zielgruppe
2.3 Ziele
4 Methoden
5.1 Teamorganisation
5.2 Supervision
5.3 Fortbildung
5.4 Evaluation
Vorwort
Die Offene Jugendarbeit und der dazu gehörende Jugendtreff 052 sind eine Abteilung des Stadtteilhauses Treffpunkt Röthelheimpark. Dieses befindet sich im Erlanger Stadtteil Röthelheimpark. Die Trägerschaft des Stadteilhauses liegt in Händen einer Trägergemeinschaft, bestehend aus dem Stadtjugendring Erlangen und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Matthäus.
Der Stadtteil kann als ein zweigeteilter Sozialraum beschrieben werden. Ein Teil des Stadtteils ist die Housing Area der ehemaligen US Kaserne und der andere Teil ist, neben der Ansiedlung der Firma Siemens am Röthelheimcampus, ein großes Neubaugebiet. Die Spaltung des Sozialraums ist sowohl geografisch als auch demografisch zu verstehen. So wird die ehemalige Housing Area der Kaserne eher von einer sozial schwächeren Bevölkerungsschicht bewohnt. Das Neubaugebiet um den Röthelheimcampus wird überwiegend von einer sozial besser gestellten Bevölkerungsschicht bewohnt.
Der Stadtteil hat 5810 Bewohner, davon sind 1257 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 27 Jahren (Stand: 2017). Somit stellt die potentielle Zielgruppe der Offenen Jugendarbeit 21,63% der Bevölkerung des Stadtteils Röthelheimpark dar.
Durch den oben beschriebenen heterogenen Sozialraum entstehen für die Offene Jugendarbeit besondere An- und Herausforderungen hinsichtlich der Heterogenität der Besucher und somit auch deren individuellen Bedarfslagen. In der alltäglichen Arbeit in der Abteilung Offene Jugendarbeit sind die Mitarbeiter überparteilich sowie überkonfessionell und richten ihr pädagogisches Handeln an einem humanistisch geprägten Menschenbild (siehe Punkt „Menschenbild“) aus.
1. Rahmenbedingungen
1.1 Träger
Für die Trägerschaft der Offenen Jugendarbeit zeichnet sich eine Trägergemeinschaft bestehend aus dem Stadtjugendring Erlangen und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Matthäus verantwortlich. Anstellungsträger ist der Stadtjugendring Erlangen.
1.2 Gesetzlicher Rahmen
- 1 SGB VIII:
Nach §1 SGB VIII soll in der Offenen Jugendarbeit die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen verfolgt sowie dazu beigetragen werden, dass sie in einer positiven und anregenden Lebenswelt aufwachsen können.
„Jugendhilfe soll (…) insbesondere junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen, Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen sowie dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.“ (§1 Abs. 3 Nr. 1, 3, 4 SGB VIII)
- 11 SGB VIII:
- 1 SGB VIII wird durch §11 SGB VIII noch konkretisiert. In ihm werden das Prinzip der Freiwilligkeit, Partizipation und Selbstbestimmung als Strukturprinzipien der Jugendarbeit benannt und er stellt eine eindeutige Leistungsverpflichtung dar.
„Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlichem Engagement anregen und hinführen. Sie umfasst für Mitglieder bestimmte Angebote, die Offene Jugendarbeit und gemeinwesenorientierte Angebote.“ (§11 (1) und (2) Satz 2 SGB VIII)
- 13 SGB VIII:
In diesem Paragraphen ist festgelegt, dass im Rahmen der Jugendhilfe denjenigen jungen Menschen Hilfe angeboten werden soll, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind. Für die praktische Arbeit des Jugendtreffs bedeutet dies, dass die Mitarbeiter den Jugendlichen spezielle Angebote unterbreiten, die ihnen bei der Bewältigung von Problemen helfen, die unter anderem in der sozialen Integration oder schulischen und beruflichen Ausbildung auftreten.
1.3 Mitarbeiter
Offene Jugendarbeit verlangt Teamarbeit, die den Anforderungen der Jugendlichen gerecht wird. In der praktischen Arbeit des Jugendtreffs werden daher pädagogische Fachkräfte eingesetzt, um den verschiedenen Lebenslagen und Interessen der Mädchen und Jungen entgegenzukommen.
Das Leitungsteam der Abteilung Offene Jugendarbeit setzt sich momentan aus drei Sozialpädagoginnen zusammen. Ihr Gesamtstundenvolumen beträgt 69 Stunden/Woche. Die Hauptamtlichen werden in ihrer Arbeit durch drei pädagogische Mitarbeiter unterstützt, deren Gesamtstundenvolumen bei 27,5 Stunden pro Woche liegt.
Das Leitungsteam der Offenen Jugendarbeit sollte paritätisch besetzt werden.
1.4 Räumlichkeiten¹
Die Abteilung Offene Jugendarbeit verfügt über mehrere Räumlichkeiten im Stadtteilhaus Treffpunkt Röthelheimpark. Hierbei steht der Abteilung ein Raum zur exklusiven Nutzung zur Verfügung. Der Clubraum bildet das Herzstück des Jugendtreffs, da dort alle niedrigschwelligen Angebote der Jugendarbeit verortet sind. Im Raum finden sich neben einem Billardtisch und einem Kicker auch eine Multimediaanlage mit Spielekonsole sowie verschiedene Sitzgelegenheiten. Das Jugendfoyer, das sich die Abteilung mit dem Jugendclub Easthouse e.V. teilt, wird als zentraler Anlaufpunkt für die Besucher genutzt. Hier stehen für die Jugendlichen kostenlos Getränke und Lebensmittel zur Verfügung.
Neben den exklusiv durch die Abteilung genutzten Räumen stehen der Offenen Jugendarbeit auch noch weitere Räume zur Verfügung. Diese werden gemeinsam mit der Abteilung Offene Kinderarbeit genutzt. Hierzu zählen der Computer-, Werk-, Fitness- und die beiden Genderräume (Jungen- und Mädchenzimmer). Bei Bedarf können auch Gruppenräume im oberen Stockwerk genutzt werden (z.B. für Qualivorbereitung).
Im Bereich des Jugendtreffs befindet sich auch der Tanzraum des Jugendclubs „Easthouse e.V.“. Dieser Raum ist exklusiv für den Jugendclub reserviert und kann von der Offenen Jugendarbeit nur in vorheriger Absprache mit dem Jugendclub genutzt werden.
1.5 Angebotsstruktur
Die Mitarbeiter orientieren sich bei der Ausgestaltung des Angebots an den Bedürfnissen und Interessen der Besucher. Hierunter wird alles zusammengefasst, was im Rahmen der 27 Stunden wöchentlicher Öffnungszeit als offenes und geschlossenes Angebot den Adressaten unterbreitet wird, z.B. der Offene Treff, Fußballtraining, Sportangebote außer Haus, eine Ferienfahrt oder ein Beratungsgespräch.
1.6 Finanzierung
Die Finanzierung der Offenen Jugendarbeit erfolgt zum überwiegenden Teil aus Zuschüssen des Stadtjugendamtes Erlangen und wird ergänzt durch die Einwerbung von Drittmitteln, Spenden und Bußgeldern.
2 Zielgruppe und Ziele
2.1 Menschenbild
Die Mitarbeiter arbeiten stets überparteilich und überkonfessionell und richten ihren beruflichen Alltag an einem humanistisch geprägten Menschenbild aus. Das bedeutet, dass alle Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen, religiösen und kulturellen Herkunft sowie ihres Geschlechts gleich behandelt werden. Hieraus leitet sich ein ressourcenorientierter pädagogischer Arbeitsansatz ab.
2.2 Zielgruppe
Zielgruppe der Offenen Jugendarbeit sind alle Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren, die im Stadtteil Röthelheimpark wohnen oder sich auf Grund von gewachsenen Beziehungen in ihrer Freizeit überwiegend im Stadtteil aufhalten. Darüber hinaus wird fallspezifisch und dort, wo es fachlich notwendig erscheint, besonders auf Jugendliche geachtet, die von sozialer Benachteiligung bedroht oder betroffen sind und schlecht oder kaum in das Gemeinwesen integriert sind. In Ausnahmefällen und bei besonderem Förderbedarf können auch Jugendliche bis 27 Jahre den Jugendtreff besuchen. Die Angebote können grundsätzlich von allen Jugendlichen genutzt werden, unabhängig ihrer sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft.
Darüber hinaus streben die Mitarbeiter Kooperationen mit Ehrenamtlichen, Schulen und anderen Freizeiteinrichtungen im Sozialraum an.
2.3 Ziele²
2.3.1 Stärkung der sozialen Kompetenzen³
Eine der Kernaufgaben der Offenen Jugendarbeit ist die Förderung der sozialen Kompetenzen sowie die Begleitung und Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen. Dies kann durch verschiedene Methoden und Strategien, z.B. durch Einzelberatung, Diskussionen oder Übertragung von Aufgaben, verfolgt werden. Ziel ist es immer, den Einzelnen auf seinem Weg zu einer mündigen und verantwortungsvollen Gestaltung der individuellen Lebenswirklichkeit zu begleiten.
2.3.2 Beteilungsmöglichkeiten erarbeiten und ermöglichen⁴ ⁵
Um dem bedarfs- und lebensweltorientierten Ansatz der pädagogischen Arbeit gerecht zu werden, werden die Jugendlichen dazu angeregt, sich an der Ausgestaltung eines attraktiven Angebotsspektrums zu beteiligen, selbst aktiv zu werden und Aufgaben zu übernehmen. Im Treffalltag sollen die Besucher gemeinsam mit den Mitarbeitern handeln und planen sowie mitentscheiden. So werden die Jugendlichen befähigt, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und Veränderungen ihrer Lebenswelt zu bewirken.
2.3.3 Unterstützung bei Problembewältigung⁷
Die Mitarbeiter des Jugendtreffs begleiten die Besucher bei Entwicklungsaufgaben und bieten konkrete sozialpädagogische Hilfe zur Lebens- und Problembewältigung an. Hierbei wird nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ gearbeitet, das die Jugendlichen ihre Stärken und Begabungen erkennen lässt und sie befähigt, Problemsituationen einzuschätzen und angemessene individuelle Lösungen zu erarbeiten. Die Jugendlichen werden sowohl bei Alltagsproblemen als auch bei schul- und arbeitsweltbezogenen Anliegen unterstützt. Im Bedarfsfall wird an Fachdienste verwiesen.
2.3.4 Förderung der individuellen Kompetenzen²
Durch sportliche, kreative oder musikalische Angebote sollen die Jugendlichen nicht nur beschäftigt, sondern ihnen auch die Möglichkeit gegeben werden, ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten wahrzunehmen und weiterzuentwickeln. Hierfür ist es wichtig, den einzelnen Jugendlichen immer wieder herauszufordern etwas Neues auszuprobieren und seine Komfortzone zu verlassen, um so die Chance zu bieten, neue Kompetenzen zu entdecken und das eigene innere Bild damit zu erweitern.
2.3.5 Jugendarbeit präventiv gestalten⁶ ⁷ ⁸
Der Jugendtreff soll für die Jugendlichen einen Ort darstellen, an dem sie sich wohlfühlen und Regeln und Grenzen kennenlernen können. Damit werden schwierige Entwicklungstendenzen der Jugendlichen potenziell verringert und ebenso die Möglichkeit zur frühzeitigen Reaktion darauf geschaffen. Gleichzeitig sollen jugendkulturelle Entwicklungen und Fragestellungen (z.B. Mediennutzung oder Suchtverhalten) aufgegriffen und bearbeitet werden. Der Jugendtreff dient den Besuchern als Ort außerschulischer Bildung, der ihnen einen zunächst offenen Rahmen bietet und in dem ihnen gesellschaftliche Grundwerte und Orientierungen vermittelt werden sollen.
2.3.6 Demokratie lernen ermöglichen³ ⁴
Der Jugendtreff gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen Werte und Verhaltensweisen zu entwickeln, die ein friedliches und gewaltfreies sowie selbst- und mitbestimmtes Zusammenleben fördern und ermöglichen. Hierzu zählen beispielsweise Toleranz, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme oder Solidarität. Um dies zu erreichen, werden die Strukturen des Jugendtreffs so demokratisch wie möglich gestaltet und den Jugendlichen immer wieder die Gelegenheit gegeben, aktiv und gleichberechtigt auf die Programmausarbeitung Einfluss zu nehmen. Neben der jährlichen Bedarfserhebung erfolgt dies z.B. bei regelmäßig stattfindenden Hausversammlungen, in denen die Jugendlichen Kritik üben und Wünsche äußern können, die nach Möglichkeit berücksichtigt werden.
2.3.7 Erwerb interkulturekker Kompetenzen ermöglichen³ ⁷
Im Jugendtreff begegnen sich Jugendliche mit den unterschiedlichsten religiösen und kulturellen Hintergründen. Die Jungen und Mädchen sollen dazu angeregt werden, sich mit den verschiedenen Kulturen und den damit verbundenen Werten und Normen auseinanderzusetzen und diese neben der eigenen Lebensweise zu akzeptieren. Auch soll die eigenkulturelle Reflexion, das heißt die Bereitschaft, Normen und Werte sowie die Selbstverständlichkeit der eigenen Kultur zu hinterfragen, gefördert werden.
2.3.8 Kooperation aktiv anstreben
Eine gelingende Kooperation der für Kinder und Jugendliche relevanten Bezugsgruppen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung einer erfolgreichen Jugendarbeit. Daher sind die Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit stets dazu angehalten, Möglichkeiten einer gewinnbringenden Kooperation zu suchen und aktiv anzustreben, wenn diese von den Beteiligten als nützlich eingeschätzt und gewünscht wird.
3 Arbeitsschwerpunkte
Auf Basis des Menschenbilds und der beschriebenen Ziele und Zielgruppe ergeben sich grundlegende Schwerpunkte in der Arbeitsrealität. Im Zusammenhang dieses Konzepts sollen im Folgenden die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte kurz dargestellt und erläutert werden.
3.1 Beziehungsarbeit
Der Kern des pädagogischen Handelns im Rahmen der Offenen Jugendarbeit ist der Aufbau einer tragfähigen und belastbaren Beziehung zu den Adressaten. Hierzu werden geeignete Strategien zur Kontaktaufnahme entwickelt und angewandt. Mit diesen beabsichtigen die Mitarbeiter, die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Zusammenarbeit mit der Zielgruppe zu erhöhen. Ohne den Aufbau einer Beziehung zu den Adressaten ist eine gelingende Jugendarbeit nicht leistbar. Des Weiteren ist zu beachten, dass eine kontinuierliche personelle Besetzung innerhalb der Abteilung anzustreben ist, da so die Beziehungsarbeit positiv unterstützt wird.
3.2 Initiieren, Planen und Durchführen von Aktionen⁴ ⁵
Öffnungszeiten im Jugendtreff, eine Tagesfahrt in ein Schwimmbad, ein Kickerturnier oder ein Videodreh mit Jugendlichen – dies sind nur Beispiele der vielfältigen Angebotspalette der Abteilung Offene Jugendarbeit. Hierbei sind die Aktionen nicht als Selbstzweck zu verstehen. Vielmehr soll die Integration der Jugendlichen gefördert bzw. ein sinnvoller Beitrag zur Freizeitgestaltung geleistet werden. Bei der Durchführung von Aktionen wird immer geprüft, inwieweit Potential für Eigenengagement der Jugendlichen vorhanden ist. So soll es ihnen jederzeit ermöglicht werden, sich aktiv an der Planung und Durchführung der Aktionen zu beteiligen.
3.3 Beratung und Unterstützung⁸
Die Offene Jugendarbeit bietet ein niedrigschwelliges Beratungsangebot an. Die Besucher des Jugendtreffs haben stets die Möglichkeit sich mit ihren Fragen und Problemen an die Mitarbeiter zu wenden. Im Rahmen deren Möglichkeiten und Kenntnissen wird versucht, die Jugendlichen lebenswelt- und alltagsorientiert zu beraten. Bei allen Beratungen kommt der Lösungsorientierung ein hoher Stellenwert zu. Ziel ist es hierbei nicht, den Jugendlichen eine Lösung für die individuelle Problemlage bzw. Fragestellung zur Verfügung zu stellen, sondern vielmehr die Jugendlichen dazu zu befähigen, die individuelle Lösung selbst zu erarbeiten. So kann gewährleistet werden, dass die erarbeiteten Lösungsstrategien von den Jugendlichen übernommen werden können und sich so Handlungsalternativen für die Zukunft entwickeln. Im Bedarfsfall werden Jugendliche je nach individuellem Beratungsbedarf an Fachdienste verwiesen.
3.4 Außerschulische Bildung⁶
Nach §13 KJHG hat die Offene Jugendarbeit einen außerschulischen Bildungsauftrag. Dieser wird durch vielfältige Angebote, wie zum Beispiel Workshops, Beratungsgespräche oder Einzelfallbegleitung erfüllt. Die Themen sind hier so heterogen, wie die Bedarfslagen der Jugendlichen. Jedoch stellt der Übergang zwischen Schule und Beruf einen Kernpunkt der außerschulischen Bildung innerhalb des Jugendtreffs dar.
3.5 Förderung der Integration
Besonders im Umgang mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund soll die Jugendarbeit einen Teil zur Integration beitragen. Dies kann auf mehreren Ebenen stattfinden. So hat das Verhalten der Mitarbeiter für die Jugendlichen einen Vorbildcharakter, die Mitarbeiter sind dazu angehalten allen Besuchern wert- und vorurteilsfrei zu begegnen. Innerhalb des Jugendtreffs kann durch die Implementierung von basisdemokratischen Strukturen, wie z.B. einer Hausversammlung, ein Teil zur Integration und Sozialisation der Jugendlichen geleistet werden. Des Weiteren wird durch individuelle Gespräche mit den Besuchern transparent gemacht, welche verschiedenen ethischen und moralischen Konzepte in deren Lebenswelt vorliegen und wie man diese miteinander vereinbaren kann. Hierbei ist es wichtig, die unterschiedlichen Faktoren, wie z.B. Herkunft, Religion oder soziale Schicht zu berücksichtigen. Es soll nicht Ziel sein, die unterschiedlichen Meinungen und Realitätskonzepte der Jugendlichen zu assimilieren, sondern vielmehr jedem Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich kritisch mit den eigenen und fremden Integrationserwartungen und -möglichkeiten auseinanderzusetzen.
3.6 Öffentlichkeitsarbeit
Die Information der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsalltags der Mitarbeiter in der Abteilung Offene Jugendarbeit. Dies sorgt für die notwendige Transparenz über das, was innerhalb der Abteilung passiert. Des Weiteren kann die Jugendarbeit so auf sich aufmerksam machen und ggf. Jugendliche dazu bewegen, den Jugendtreff zu besuchen. Hierzu nutzt die Offene Jugendarbeit mehrere Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit. Für die Besucher werden vor allem internetbasierende Kanäle genutzt, wie z.B. soziale Netzwerke. Für die breite Öffentlichkeit werden neben der Homepage des Stadtteilhauses auch Presseartikel für die lokalen Printmedien verfasst. Für beide Zielgruppen werden auch eigens dafür gestaltete Druckerzeugnisse erstellt und verteilt.
3.7 Sozialraumorientierung⁵ ⁷
Wie in der Einleitung beschrieben, handelt es sich bei dem Stadtteil Röthelheimpark um ein sozial heterogenes Gebiet. Deshalb verfolgt die Jugendarbeit im Stadtteil einen am Sozialraum orientierten pädagogischen Ansatz. So ist es zwar Ziel, die individuellen Lebensverhältnisse der Besucher zu verbessern, jedoch soll dies nicht durch eine Orientierung am Einzelfall geschehen. Vielmehr soll die Jugendarbeit die Möglichkeit für die Besucher bieten, in einen Austausch zu treten und gemeinsame Interessens- und Problemlagen zu finden und zu bearbeiten. Die Mitarbeiter treten in diesem Kontext als überparteiliche Moderatoren auf.
4 Methoden
In der praktischen Arbeit greifen die Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit auf verschiedene Methoden zurück, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle beschriebenen Angebote auf freiwilliger Basis von den Jugendlichen genutzt werden können.
4.1 Offener Treff
In der Zeit des Offenen Treffs stehen den Besuchern die Räumlichkeiten mit ihrer Ausstattung zur freien Verfügung. Der Offene Treff kann in der Regel gemeinsam von Mädchen und Jungen besucht werden. Er bietet ihnen die Möglichkeit, die Mitarbeiter, die Einrichtung sowie deren Programm unverbindlich kennenzulernen. Während der Öffnungszeiten können besondere Programmpunkte, wie beispielsweise Filmabende oder Kreativangebote genutzt werden. Wenn möglich, werden Ideen der Jugendlichen in das Programm aufgenommen.
4.2 Workshop-Angebote
Über den Offenen Treff hinaus bieten die Mitarbeiter des Jugendtreffs den Besuchern zeitlich begrenzte Workshop-Angebote an. Diese können aus dem kreativ-künstlerischen, musikalischen oder sportlichen Bereich stammen aber auch Themen wie z.B. Gesundheit und Ernährung umfassen. Ziel ist es hierbei, Interesse für alternative Freizeitmöglichkeiten zu wecken sowie Fähig- und Fertigkeiten der Jugendlichen zu erkennen und zu fördern.
4.3 Partizipationsangebote⁴ ⁵
Die Mitarbeiter bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, sich aktiv an der Gestaltung des Jugendtreffs zu beteiligen. So können die Jungen und Mädchen gestalterische und politische Handlungsmöglichkeiten erfahren und soziale Kompetenzen erwerben. Beispiel für ein solches Partizipationsangebot ist die regelmäßig stattfindende Hausversammlung, bei der die Jugendlichen den Mitarbeitern Feedback geben, Programmwünsche äußern und Gestaltungsideen für den Jugendtreff vorbringen können.
4.4 Geschlechtsspezifische Arbeit
Die Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit betreiben Zielgruppenarbeit mit Mädchen und Jungen. Während des wöchentlichen einstündigen Jungen- bzw. Mädchentreffs haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichen Rollenverständnissen und -erwartungen auseinanderzusetzen, sich über Schule, Eltern und Freunde auszutauschen, Probleme zu besprechen und Fragen zu Themen wie Sexualität oder Beziehung zu stellen. Darüber hinaus können geschlechtsspezifische Angebote auch jederzeit niedrigschwellig in die Öffnungszeiten des Jugendtreffs integriert werden oder in einem geschützten Rahmen, z.B. in einem der Genderräume, stattfinden. Die Jugendlichen werden mit ihren jeweils verschiedenen geschlechtstypischen Lebenslagen und Entwicklungsaufgaben ernst genommen und zu einer Auseinandersetzung mit diesen motiviert. Sie werden beim Aufbau einer männlichen bzw. weiblichen Geschlechtsidentität unterstützt.
4.5 Medienpädagogik
Die moderne multimediale Gesellschaft setzt Medienkompetenz voraus. Das Stadtteilhaus ist mit sechs internetfähigen Computern ausgestattet. Im pädagogischen Alltag wird den Jugendlichen gezeigt, wie sie einen Computer bedienen, dessen Programme benutzen und gezielte Recherchen, z.B. im schulischen Kontext, betreiben können. Vor allem im Umgang mit dem Internet werden sie pädagogisch begleitet, um auf aktuelle Trends einzugehen und mediale Aufklärungsarbeit zu leisten. Für Jugendliche bedenkliche Inhalte des Internets werden immer aufgegriffen, ernsthaft behandelt und niemals tabuisiert. Die Jungen und Mädchen sollen lernen, sich aktiv, kritisch, bewusst, selektiv und produktiv mit Medien auseinandersetzen.
4.6 Freizeitpädagogische Angebote
Freizeitpädagogische Angebote bieten den Jugendlichen einen Ausgleich zu ihrem Schul- oder Arbeitsalltag. Bei Tagesaktionen oder -ausflügen sowie mehrtägigen Ferienfahrten können darüber hinaus aber auch neue Freizeitmöglichkeiten entdeckt und Neigungen, Interessen und Bedürfnisse entwickelt und ausgelebt werden. Gezielte freizeitpädagogische Angebote können soziale, kulturelle, kreative und kommunikative Handlungskompetenzen erweitern, die dann auch in andere Lebensbereiche übertragen werden, z.B. Schule oder Familie.
4.7 Einzelberatung⁷ ⁸
Die sozialpädagogische Beratung im Jugendtreff ist im Wesentlichen durch ihren Alltags- und Lebensweltbezug gekennzeichnet. Alles was im Alltag problematisch werden kann, kann auch zum Thema der Beratung werden. Ziel hierbei ist es, den Jugendlichen optimale Unterstützung bei der Bewältigung von belastenden Problemen zu bieten, unabhängig davon, um welche Adressatengruppe es sich handelt. Im Alltag kann es immer wieder zu Konflikten zwischen den Jugendlichen, mit ihren Eltern, Lehrern oder anderen Einwohnern des Stadtteils kommen. Hier stehen die Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit als Ansprechpartner zur Verfügung, um sie hinsichtlich der Konflikt-, Problem- und Krisenbewältigung zu beraten. Für Beratungsbedarf, der während des offenen Treffs nicht gedeckt werden kann, gibt es eine terminlich festgelegte Beratungsstunde außerhalb der Öffnungszeiten des Jugendtreffs.
5 Qualitätssicherung
Für die pädagogische Arbeit ist die regelmäßige Sicherung der Qualität dringend notwendig. Zur Aufrechterhaltung der Qualität stehen mehrere Instrumente zur Verfügung, die im Folgenden erläutert werden.
5.1 Teamorganisation
Neben der Absprache von organisatorischen Gegebenheiten dienen Teamsitzungen der Reflexion des alltäglichen pädagogischen Handelns. Des Weiteren fungieren Teambesprechungen als Möglichkeit zur Vernetzung mit den anderen im Stadteilhaus angesiedelten Abteilungen und zur direkten Rückmeldung an die Trägergemeinschaft.
Innerhalb der Abteilung Offene Jugendarbeit sind zwei Besprechungsrunden vorgesehen. Die große Teamsitzung, die einmal monatlich stattfindet, an der das Leitungsteam und die pädagogischen Mitarbeiter teilnehmen. Die Moderation übernimmt ein Mitglied des Leitungsteams im monatlichen Wechsel. Neben der großen Teamsitzung gibt es vierzehntägig eine kleine Teamsitzung, an der nur das Leitungsteam teilnimmt. Der Inhalt der Teamsitzungen ist immer am konkreten Bedarf der Besucher ausgerichtet. So bietet sich die Möglichkeit für Intervision, kollegiales Coaching und grundlegende Absprachen über Vorgehensweisen. Des Weiteren werden in allen Teamsitzungen auch organisatorische Punkte besprochen.
Auf der Ebene des Stadtteilhauses findet vierzehntägig ein Abteilungsleitertreffen statt. An diesem nehmen ein Vertreter des Leitungsteams der Offenen Jugendarbeit, die Abteilungsleitung der Abteilung Offene Kinderarbeit sowie der Leiter des Stadtteilhauses teil.
Um die Kommunikation zwischen dem Leitungsteam und der Trägergemeinschaft des Stadtteilhauses zu gewährleisten, findet halbjährlich eine Dienstbesprechung zwischen der Geschäftsführung der Trägergemeinschaft und dem Leitungsteam der Offenen Jugendarbeit statt.
Die Ergebnisse aller Teamsitzungen werden in Form von Protokollen gesichert und den Teilnehmern zur Verfügung gestellt.
5.2 Supervision
Ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung ist die Supervision. Diese findet in Form einer Teamsupervision statt oder auch, bei Bedarf, als Einzelsupervision für einen der hauptamtlichen Mitarbeiter. Eine eigens hierfür vorgesehene Haushaltsstelle ist im Gesamthaushalt des Stadteilhauses enthalten.
5.3 Fortbildung
Ein weiterer Baustein der Qualitätssicherung ist die regelmäßige Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter der Abteilung Offene Jugendarbeit. Die hauptamtlichen Mitarbeiter sind dazu angehalten, sich jährlich durch Teilnahme an einer mehrtägigen Fortbildung oder aber durch Teilnahme an mehreren Fachtagungen weiterzubilden.
5.4 Evaluation
Die Evaluation ist das zentrale Instrument, um die Qualität der geleisteten Arbeit abzubilden. Hierfür wird zwischen quantitativen und qualitativen Evaluationsmethoden unterschieden.
Zu den quantitativen Evaluationsmethoden zählt die Besucherstatistik, in der die täglichen Besuche im Jugendtreff statistisch erfasst werden. Die Evaluation wird vierteljährlich an die Trägergemeinschaft weitergeleitet. Ein weiteres quantitatives Instrument stellt der jährliche Evaluationsbogen dar, der von der Stadt Erlangen zur Verfügung gestellt wird. Die Ergebnisse dieser Erhebung dienen sowohl der Jugendhilfeplanung als auch der Abteilung selbst zur Überprüfung der eigenen Arbeit. Das dritte Instrument zur qualitativen Evaluation ist die jährlich stattfindende Bedarfserhebung bei den Besuchern des Jugendtreffs. Die Ergebnisse dienen der Anpassung des Angebotes an den Bedarf der jugendlichen Besucher.
5.5 Mitarbeitergespräche
Zur qualitativen Überprüfung der Arbeit dient das Mitarbeitergespräch, das von der Hausleitung einmal jährlich mit allen hauptamtlichen und pädagogischen Mitarbeitern geführt wird. Die Mitarbeiter haben auch die Möglichkeit, wenn der Bedarf dazu besteht, ein Mitarbeitergespräch bei der Hausleitung einzufordern.
6 Fortschreibung
Diese Konzeption wird alle zwei Jahre überprüft und bei Bedarf fortgeschrieben.
Fußnoten
[1] Vgl. Präambel des Leistungsvertrags zwischen der Stadt Erlangen und der Trägergemeinschaft bzgl. der übergeordneten Ziele der Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteilhaus Röthelheimpark: „Bereitstellung von wohnortnahen Treff- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche“
[2]Vgl. i. F. Präambel des Leistungsvertrags zwischen der Stadt Erlangen und der Trägergemeinschaft bzgl. der übergeordneten Ziele der Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteilhaus Röthelheimpark
[3] „Förderung von Selbst- und Sozialkompetenz von Kindern und Jugendlichen“
[4] „Unterstützung und bedürfnisorientierte Förderung eigenständiger jugendkultureller Entfaltung“
[5] „Förderung und Anregung der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen bei der aktiven Gestaltung ihrer wohnortnahen Lebenswelt“
[6] „Bereitstellung bedürfnisorientierter, außerschulischer Bildungsangebote“
[7] „Bearbeitung von Themen und Konflikten der Jugendlichen des Stadtteils, auch vor Ort innerhalb des Stadtteils“
[8] „Bereitstellung eines niedrigschwelligen, an den Lebenssituationen und Lebenslagen der Besucher orientierten Beratungsangebotes und bei Bedarf Vermittlung an kooperierende Stellen für weitergehende Hilfen“